Meditation und Bewusstsein

Die Bedeutung der Meditation liegt in ihrer Wirkung. Diese Wirkung oder besser diese Auswirkungen betreffen alle Ebenen der menschlichen Existenz , des menschlichen Seins. Unser Bewusstsein erstreckt sich auf vier Ebenen: Gedanken, Gefühle, Körper und Sein.

Auf jeder dieser Ebenen können wir uns selbst mehr oder weniger tief und umfassend wahrnehmen. Diese Selbst-Wahrnehmung ist der Boden von dem aus wir die Welt und die anderen wahrnehmen. Sie bestimmt unser Denken, Handeln, Fühlen, Wollen und Sein.

So macht es natürlich Sinn, dass die Selbstwahrnehmung möglichst umfassend ist, weil wir nur dadurch selbst über unser Leben bestimmen können und unseren Weg durch das Leben finden. Durch die Meditation dehnt sich unsere Wahrnehmung auf allen Ebenen immer weiter und tiefer aus – das ist „das Wunder der Achtsamkeit“, wie Thich Nhat Hanh sagt.

Bevor wir die vier verschiedenen Ebenen genauer betrachten, ist es wichtig zu verstehen, dass wir hier Meditation in einem umfassenden Sinne meinen. Es geht hier nicht nur um die Meditation in der Stille, also die Praxis der Meditation im Rückzug und Alleinsein.

Es geht genau so um die Meditation „auf dem Marktplatz“, also im Alltag. Beides ergänzt sich und gibt zusammen das, was wir meditatives Gewahrsein oder ein meditatives Bewusstsein nennen.

Meditation ist ein Bewusstseinszustand.

Die erste Ebene ist die des Verstandes. Hier beginnen wir unseren Verstand genauer „unter die Lupe“ zu nehmen und werden gewahr, dass viele Gedanken, die wir tagtäglich denken, uns behindern, ja sogar blockieren können. Die Bewusstseinserweiterung auf der mentalen Ebene durch Meditation hat zur Folge, dass wir frei werden von falschen, destruktiven Gedankenmustern. Wir müssen nicht immer den Gedanken folgen und tun was das Ego sich ausdenkt.

Darüber hinaus können wir Momente und Zeiten erleben, in denen wir frei sind vom Strom der Gedanken überhaupt und dadurch die Erfahrung von Stille erleben. Die Erfahrung von Stille ist die Erfahrung des inneren Friedens und unseres inneren Wesens und Potentials (das Gesetz des größten Potentials).

Wir können die Identifikation auflösen, „das Joch zerbrechen“ (Tilopa) und sein, wer wir wirklich sind.

Auf der nächsten, der Körperebene, führt uns die Meditation zur bewussten Wahrnehmung unseres Körpers und insbesondere des „inneren Körpers“ (Eckhart Tolle). Die Empfindungstiefe für unseren eigenen Organismus wächst. Wir nennen das auch „Verkörperung“.

Normalerweise nehmen wir zwar unseren Körper (irgendwie) wahr, haben aber, selbst wenn wir Sport betreiben, nicht wirklich einen gefühlten inneren Bezug, bzw. eine intime Verbindung mit ihm. „In der Mitte sein“ nennt man die Erfahrung, in der wir die Verbindung zu unserem inneren energetischen Zentrum spüren und damit auch das Erleben, das wir „in uns selbst zuhause sind“, eine Erfahrung der eigenen inneren Geborgenheit.

Je tiefer sich durch Meditation unser Bewusstsein auf der Körperebene ausdehnt, desto entspannter, gelassener und vitaler werden wir. Zur Körperebene zählen wir auch die Sinne. Alle unsere Sinne werden verfeinert, vertieft und ausgedehnt.

Diese natürliche Veränderung entsteht durch das, was wir „wach werden“ nennen. Indem sich das Bewusstsein vertieft, sehen und hören wir immer klarer und empfinden genauer, was uns gut tut oder was uns eher von uns weg bringt.

Meditation bewirkt – auf der dritten Ebene, der Ebene der Gefühle – eine Vertiefung und eine Verfeinerung unserer Gefühle. Wir nehmen unserer Gefühle mehr wahr und damit kann der Prozess des bewussten Umgangs mit den Gefühlen beginnen.

Je tiefer sich unsere Meditation entfaltet, desto weniger können uns unsere Gefühle zu automatischen oder unbewussten Worten oder Handlungen verleiten und damit über uns bestimmen.

Wie wir wissen, sind unsere Gefühle eine mächtige Kraft und sie sind auch verbunden mit den Trieben. Sie beeinflussen zum großen Teil, ob wir mit den verschiedene Situationen, in die das Leben uns führt, zu recht kommen und in Einklang mit ihm dem Leben sein können. Sie können uns vom Wesentlichen ablenken oder uns dabei helfen, zu entdecken, was das Wesentliche für uns ist.

Wenn wir das verstehen, können wir ein glückliches und reiches Leben haben. Die wertschätzenden Gefühle wie Mitgefühl, Wohlwollen, Liebe, innerer Frieden und Güte nehmen zu.

Die entscheidende Wandlung durch Meditation entsteht letztendlich dadurch, dass wir zur vierten, der existenziellen Ebene gelangen. Sie ist der eigentliche Sinn der Meditation.

Diese Erfahrung können wir nicht machen, nicht herstellen, wir können nur erlauben, dass sie geschieht. Die Seins-Ebene bringt uns mit der inneren Quelle in Verbindung, mit der Essenz, dem Sein.

Das Ego ist hier der Diener, der Herr oder die Herrin ist unser Wesenskern. Normalerweise erleben und leben wir es gerade umgekehrt. Dann ist das Ego der Herr und unser echtes Sein ist abwesend, wir sind von unserer Quelle getrennt. Die Verbindung zur Quelle aber ist der springende Punkt, denn dort finden wir alle Potentiale, sie liegen jenseits des Denkens.

Auf allen Ebenen entfaltet sich die Wirkung der Meditation durch die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick zu richten und unsere Erfahrung nicht zu bewerten.

Wir nehmen die Erfahrungen in unserem Bewusstsein einfach wahr, die in diesem Moment vorhanden sind, im Inneren wie auch im Außen, in der Welt.

Nicht-Bewerten ist die Fähigkeit, die Dinge, Menschen und Ereignisse wahrzunehmen wie sie sind und anzuerkennen wie sie sind. Erst im Loslassen von Bewertungen können wir erfahren, was wirklich ist.

„Nicht-Bewerten“ oder „Freie Aufmerksamkeit“ heißt aber nicht, dass wir überhaupt nicht mehr bewerten, sondern dass wir unsere Entscheidungen und Handlungen dann aus echtem Wissen und intuitivem Erkennen heraus entstehen und nicht aus alten Konditionierungen und gewohnten mental-emotionalen Mustern.

Es ist eine Erfahrung allmählicher innerer Befreiung aus den Programmierungen des Egos. Damit erweitert sich auch die Fähigkeit, dass wir gleichzeitig IN unserer Erfahrung sein können aber zugleich auch in einer befreienden DISTANZ zu ihr sind.

Wir können die Identifikation auflösen, „das Joch zerbrechen“ (Tilopa) und sein, wer wir wirklich sind.

Es ist einfach herausfinden, dass Meditation zu mehr Zufriedenheit, Glück und Lebensqualität führt und dass sie uns durch die Seins-Erfahrung einen unglaublichen Reichtum, eine wahre Fülle schenkt.

Wir meditieren.

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